Zwei Gruppen haben die Historische „HG-PG-Grenze“, die Grenze zwischen dem Königlich Preußischen Markgraftum Brandenburg-Ansbach und dem Fürstentum Hohenlohe-Schillingsfürst der Öffentlichkeit zugänglich, erlebbar, erfahrbar gemacht:
Die Gruppe der „Grenzcommissaire“ und die Siebener.
Es begann damit, daß Karlheinz Seyerlein 1969 die Stadt Leutershausen an deren damaligen Grenzen (noch ohne die Gemeinden aus dem Altlandkreis Rothenburg) zu Fuß umrundete. Vier Jahre später wiederholte er diesen Marsch mit vier Freunden: Dieter Götzl, Manfred Klemm, Friedrich Schönamsgruber und Fritz Stroh.
Seitdem findet alljährlich eine Herbst-Grenzwanderung statt. Seit 1992 nennt sich die Gruppe „Grenzcommissaire“. Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell. Seit 1983 gilt eine Höchstzahl von zehn. Aus der Anfangszeit sind auch zwei Frauen dabei.
Ging es zunächst an politischen Grenzen entlang, so folgten bald historische: Wildbann-, Fraisch-, Oberamts-, Vogtamts-, Landwehr-, Pflegamts-, Hut- und Jagd- Grenzen. Dabei oft die alten Grenzbeschreibungen und Karten an der Hand als „Wanderführer“. Besondere Strecken waren 80 km an der europäischen Wasserscheide 1993 bis 1995, die aufgelassene Bahnstrecke Wiedersbach – Bechhofen und der „Hadrians-Wall“ in England.
In der Anfangszeit wurden z.T. große Strecken in meist unwegsamem Gelände bewältigt, z.B. 1983 die Grenze des Vogtamts Colmberg über 42 km. Die Wildbanngrenze aus dem Jahr 1000 wurde in einer zweitägigen Wanderung mit ca. 70 km und einer eintägigen mit 30 km 1985 und 1986 geschafft.
Die historische HG-PG-Grenze von 1804 (diese Buchstaben auf den Grenzsteinen stehen für Hohenlohisches bzw. Preußisches Gebiet) wurde 1982 erstmals begangen. 2008 und 2009 folgte eine systematische Bestandsaufnahme dieser Grenze.
Auf der Suche nach Grenzsteinen, die während der Flurbereinigung entnommen wurden und nachher nicht wieder an ihren alten oder vorgesehenen neuen Standort zurückfanden, kam der Kontakt zu dem Siebener-Obmann Erwin Keitel aus Hagenau zustande. Keitel und der weitere Siebener-Obmann Walter Wirth aus Schorndorf organisierten den Einsatz von rd. drei Dutzend Siebenern, um an der alten Grenze Steine zu renovieren, wieder aufzurichten, an sichere Orte umzusetzen und zuletzt auch gestiftete Steinkopien und Info-Tafeln aufzustellen.
Siebener, auch Feldgeschworene genannt, sind, besonders in Franken, seit 500 Jahren „Hüter der Grenzen und Abmarkungen“. In diesem sehr alten kommunalen Ehrenamt, das seit 2016 zum UNESCO-Kulturerbe zählt, sind sie auch heute noch in Zusammenarbeit mit den Vermessungsbeamten bei Abmarkungen tätig. Von Flurumgängen kennen sie die Gemarkungsgrenzen. Ganz bewusst wurde an solchen 1804 die neue Landesgrenze zwischen Brandenburg-Ansbach und Hohenlohe-Schillingsfürst gezogen. Mit ihrer Arbeit an dieser Grenze leisteten die Siebener einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieses geschichtlichen Erbes.